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Gleich vier Barockkirchen der Philippinen wurden 1993 in die Liste der UNESCO-Weltkulturerben aufgrund ihres einzigartigen und universellen Werts aufgenommen. Die Church of the Immaculate Conception of San Agustín, die Church of Nuestra Señora de la Asuncion, die Church of Santo Tomas de Villanueva und die Church of San Agustín.

Im Innern der San-Agustin-Kirche in Intramuros, Manila

Im Innern der San-Agustin-Kirche in Intramuros | Foto: Shubert Ciencia | Lizenz: CC BY 2.0 | kurz

Die Barockkirchen befinden sich in verschiedenen Regionen der philippinischen Inselgruppen: Zwei im nördlichen Teil der Insel Luzon, eine im Herzen von Intramuros, Manila, und eine in der Provinz Iloilo in den Visayas. Alle Kirchen gelten aus besonders wertvoll hinsichtlich ihres Baustils, ihrer Ausführung und Architektur sowie ihrer historischen Bedeutung.

Aufnahme in die Liste der UNESCO-Weltkulturerben

Alle vier Barrockkirchen erfüllen zwei der zehn Kriterien der UNESCO. Wegen ihrer besonderen Architektur, in der Einflüsse verschiedener Kulturen zusammenkommen, legen sie einen wichtigen Austausch von Werten der Menschheit dar. Der Austausch erfolgte nicht nur über einen langen Zeitraum, sondern auch über weite Teile der Welt.

Die Barockkirchen der Philippinen erinnern wegen ihrer massiven Erscheinung an Burgen oder Zitadellen. Dies hat den Grund, dass beim Bau auf philippinische Landesgegebenheiten (wie etwa Erdbeben und Taifune, Witterung) und menschliche Zerstörungen (Piratenüberfälle oder Plünderungen) Rücksicht genommen werden musste. Heute wird bei dieser Architektur auch von „Erbeben-Barock“ gesprochen. Der Baustil ist am spanischen bzw. mexikanischen Barock orientiert; chinesische, muslimische und später auch philippinische Bauformen und Stilelemente wurden mit der Zeit miteingebunden.

Damit wird gleichzeitig das zweite Kriterium der UNESCO begründet: All diese Einflüsse machen die Barockkirchen zu herausragenden Beispielen für ein architektonisches Zusammenspiel, das bedeutende Abschnitte in der Geschichte der Menschheit illustriert.

Geschichte und Architektur der Barockkirchen der Philippinen

Viele Teile der Philippinen wurden von den Spaniern zwischen dem 16. Und 17. Jahrhundert erobert. Neben der Rohstoffausbeutung stand auch die Christianisierung des Landes ganz oben auf der Liste der Eroberer. Mit den Kriegern erreichten also auch Mönche die Philippinen. Weiterhin wurden Versammlungsstätten benötigt. Ganz am Anfang waren dies einfache Hütten aus Holz oder Bambus mit Stroh- oder Palmdächern. Die ersten Kapellen aus Holz wurden auf Cebu, Bohol, Masbate und Manila zwischen 1565 und 1571 erbaut. Eine genaue Abfolge ist nicht eindeutig zu sagen. Diese Holzbauten wurden zerstört oder durch Steinkirchen ersetzt.

Mit dem Bau von steinernen Kirchen wurde ab 1571 begonnen. Baumeister und Handwerker orientierten sich am spanischen bzw. mexikanischen Barock. Der Bau der Barockkirchen unterlag meistens Regeln hinsichtlich Lage und Gebäudeaufriss. Angesiedelt wurden die Kirchen im Mittelpunkt des Ortes neben der Plaza-Fläche. Der Gebäudeaufriss ist länglich, das Fundament wuchtig umrahmt von dicken, seitlichen Stützpfeilern. Das Hauptgebäude ist vom Glockenturm getrennt und dient somit als Flucht- und Wehrturm. Alle Kirchen besitzen eine Eingangshalle, niedriges Kirchenschiff und Altarraum. Die Außenfassade ist dekorativ.

Stilprägend sind chinesische, muslimische und philippinische Bauformen und Stilelemente. Auf einen chinesischen Einfluss auf die Barockkirchen deuten u.a. rote Backsteine, Granitlöwen oder ein pagodenartiger Glockenturm hin. Eine feine Ornamentik in Fassade und Innenräume, Gitterwerke und Balustraden und minarettartige Glockentürme sind Beispiele für den muslimischen Einfluss.

San Agustín – Älteste Barockkirche

Die erste und damit älteste Kirche, die auf den Philippinen gänzlich aus Stein errichtet wurde, ist die San-Agustín-Kirche in Manila. Etwas pathetisch wird sie auch als „Mutter aller philippinischen Kirchen“ genannt. Sie befindet sich im Stadtteil Intramuros wenige hundert Meter von der Kathedrale von Manila und der Fuerza de Santiago entfernt. Im Gegensatz zu anderen Barockkirchen der Philippinen ist die San Agustín in Stadt und Straßen integriert. Intramuros ist jener Stadtteil von Manila, der noch komplett von Mauern umgeben ist, da er zu Kolonialzeiten als Sitz der spanischen Verwaltung diente.

San-Agustin-Barockkirche in Intramuros, Manila

San-Agustin-Kirche in Intramuros, Manila | Foto: Jun Acullador | Lizenz: CC BY-ND 2.0 | kurz

Im Jahre 1571 wurde der Grundstein der San Agustín gelegt, entworfen wurde der Grundriss von einem spanischen Architekten. Seit jeher hielt sie zahlreichen Kriegen und Erdbeben stand. Sogar der Schlacht um Manila und der einhergehenden Zerstörung von Intramuros konnte die Barockkirche trotzen. Aufgrund ihres leicht gewölbten Fundaments und ihrer nach innen verlaufenden Seitenstreben wurde sie nie vollständig von Naturgewalten oder Menschen zerstört. Dennoch ist ihr heutiges Bild Ergebnis andauernder Renovierungen und Umbauten. Wegen der Erweiterungen und Verschönerungen konnten erst Stilrichtungen verschiedener Kulturen zusammenfinden.

1574 eroberten chinesische Piraten Manila. Von den Feuern, die währenddessen in der Stadt entstanden, wurde die San Agustín nicht verschont, weswegen Teile von ihr ein Jahr später wiederaufgebaut werden mussten. Nun aus Holz war die Barockkirche wieder für Feuer anfällig. Wenige Jahre später, 1583, fiel sie ihm tatsächlich wieder zum Opfer. Um nicht wieder denselben Fehler zu begehen, wurde für einen zweiten Wiederaufbau Stein als Material gewählt. So hielt sie sogar dem stärksten Erdbeben, das Manila zwischen dem 16. Und 17. Erdbeben heimsuchte, stand. Der einzige nennenswerte Schaden ist der Zusammenfall einer der beiden Kirchtürme. Seitdem ist er nicht wiedererrichtet worden.

Besucher können die geschichtsträchtige Barockkirche während eines Rundgangs in Manilas Stadtteil Intramuros besichtigen.

Church of Nuestra Señora de la Asuncion

Die Church of Nuestra Señora de la Asuncion befindet sich in der Gemeinde Santa Maria der Provinz Ilocos Sur. Wie die meisten Barockkirchen der Philippinen wurde die Kirche außerhalb des Ortes, auf einem Hügel, 1756 erbaut. Zusätzlich ist sie zum Schutz von Mauern umgeben. Ihre Stützkonstruktion ist ebenfalls wie die San-Agustín-Kirche von massivem Charakter, der vor Erdbeben sichern sollte. Die Fassade ist imposant, der Kirchturm ähnelt einer Pagodenburg und steht nicht direkt an dem Hauptgebäude der Kirche, sondern ist von ihm getrennt. Die Kirche erreichen Besucher über nur wenige Stufen, 86 an der Zahl. Hinter dem Kirchengelände können Besucher außerdem eine noch viel ältere Kapelle und einen Friedhof besichtigen.

Church of Nuestra Señora de la Asuncion in der Gemeinde Santa Maria der Provinz Ilocos Sur

Church of Nuestra Señora de la Asuncion | Foto: Harrybalais | Lizenz: CC BY-SA 3.0 | kurz

Church of Santo Tomas de Villanueva

Eine weitere sehr gut erhaltene Barockkirche ist die Church of Santo Tomas de Villanueva. Sie ist in der Miagao, Provinz Iloilo auf der Insel Panay, zu sehen. Sie wurde zwischen 1787 und 1797 auf dem höchsten Punkt der Gemeinde erbaut. Ein wunderschönes und markantes Highlight ist die reich ornamentierte Außenfassade, die aus gelbem Sandstein besteht. Die Dekorationen ist von floralem Muster und wirkt aufgrund ihrer Verarbeitung in den Stein sehr plastisch. Eine Skulptur des Schutzpatrons von Miagao, der Heilige Thomas, ist in der Mitte der Fassade zu sehen. Im Giebeldreieck ist eine Figur des Sankt Christophorus, der das Christuskind auf dem Rücken trägt.

Church of Santo Tomas de Villanueva in der Provinz Iloilo auf der Insel Panay

Church of Santo Tomas de Villanueva | Foto: Alienscream | Lizenz: CC BY-SA 3.0 | kurz

Zwei Türme umgeben die Frontfassade. Besonderheit der beiden Türme liegt darin, dass sie nicht symmetrisch sind. Vermutet wird, dass der zweite Baumeister nicht dem Entwurf seines Vorgängers, der wohl inmitten der Bauarbeiten gestorben ist, folgen wollte. Die Türme wirken neben der filigranen Außenfassade sehr wuchtig und sind eindeutig ein Hinweis, darauf, dass die Barockkirche zum Schutze gegen Übergriffe diente, und Erdbeben gewappnet sein sollte. Ebenfalls typisch sind die mächtigen Seitenpfeiler des Kirchenschiffs.

Church of San Agustín

1694 wurde die Church of San Agustín in der Gemeinde Paoay in der Provinz Ilocos Norte erbaut. Sie gilt ebenfalls als ein gut erhaltenes und bedeutendes Beispiel für den „Erdbeben-Barock“. Abgeschlossen wurde der Bau 16 Jahre später, 1710. Die Kirche erinnert aufgrund seiner Bauart an einen javanischen Tempel; als Material wurde u.a. Korallengestein verwendet. Sie ist durch Gesimse untergliedert, kleine Spitztürmchen ragen in den Himmel. Weiter oben finden sich auch Steinskulpturen wie Blumen oder Schnecken. Bemerkenswert sind die 26 massiven Außenpfeiler, die ebenfalls mit Blumen und Schnecken geschmückt sind.

Church of San Agustín in der Gemeinde Paoay in der Provinz Ilocos Norte

Church of San Agustín in Paoay | Foto: Markstephenjayme | Lizenz: CC BY-SA 3.0 | kurz

Ähnlich der Church of Nuestra Señora de la Asuncion ist der Glockenturm nicht in das Hauptgebäude integriert. Er wirkt daneben mit seine 35 Metern Höhe sehr wuchtig und massiv, ein klares Zeichen wieder dafür, dass dieser zum Schutz oder als Wachturm genutzt wurde.

Schutzmaßnahmen für Barockkirchen der Philippinen

Die Barockkirchen der Philippinen sind, wie so viele alte Gebäude dieser Welt, immer zerstörerischen Einflüssen ausgesetzt. Diese können in der Natur liegen oder von Menschenhand verantwortet werden. Besondere Gründe für Schäden sind zum einen neben Erdbeben Überflutungen oder Taifune sowie die extreme Hitze des Landes. Zum anderen richten Menschen ebenfalls große, wenn nicht gar größere Schäden an: Luftverschmutzung, Kriege, Vandalismus spielen eine bedeutende Rolle. Ebenfalls ist der Kunstraub in den Barockkirchen gestiegen. Die Gemeinden sahen sich dazu gezwungen, kostbare Reliefe hinter Gittern zu sperren oder sie gänzlich an einen anderen Ort zu bringen.

Drei der Barockkirchen mitsamt Grundstück gehören den Gemeinden und werden von ihnen verwaltet, bis auf die San-Agustín-Kirche, die dem Augustiner Orden gehört. Traditionell werden sie von Autoritäten der Kirche verwaltet. Hinzu kommt das National Commission for Culture and the Arts (NCCA), das mit weiteren kulturellen Institutionen sowie den jeweiligen Gemeinden eng zusammen arbeitet. Neben der Auflistung der UNESCO sind die Barockkirchen von Gesetzen des Rechts für Kulturerbe gedeckt und geschützt. Sie sorgen für angemessene und ordnungsgemäße Wahrung, Erhaltung und Management.

Wunderschöne geschichtsträchtige Barockkirchen gibt es nicht nur an den vier genannten Orten, die von der UNESCO auf die Liste der Weltkulturerben aufgenommen wurden, vielmehr sind Barockkirchen überall auf den Philippinen verteilt. Sie wurden ebenfalls vorgeschlagen, mit auf die Liste genommen zu werden. Sie warten seit 2006 auf eine Entscheidung, wann diese jedoch fällt, ist nicht abzusehen. Zu hoffen ist es wegen ihrer Einzigartigkeit jedoch allemal. Anwärter sind folgende Barockkirchen:

  • Church complex of Patrocinio de Maria (Gemeinde Boljoon, Insel Cebu)
  • Church of La Inmaculada Concepcion (Gemeinde Guiuan, Insel Samar)
  • Church complex of San Pedro Apostol (Gemeinde Loboc, Insel Bohol)
  • Church complex of San Isidro Labrador (Gemeinde Lazi, Insel Siquijor)
  • Church of San Mattias (Gemeinde Tumauini, Isabela)

Quellen: