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Immerhin – der öffentliche Nahverkehr der Philippinen funktioniert – das ist alles andere als selbstverständlich in einem Land, das über 7000 Inseln hat. Selbst entlegene Orte werden von öffentlichen Verkehrsmitteln frequentiert, jedoch ist es teilweise unmöglich, herauszufinden, von wo, wann, welcher Jeepney wohin fährt. Bedeutend leichter ist es da, hat man sein eigenes motorisiertes Fahrzeug, ob nun gemietet oder gekauft.

Autoverleihe gibt es in jeder größeren Stadt und natürlich in Flughafennähe. Ein PKW kostet – je nach Größe und Saison – zwischen 800 und 3000 Pesos pro Tag. Während es somit recht problemlos ist, sich ein Auto zu besorgen, ist selbiges mit zweirädrigen Gefährten schwieriger, denn verliehen werden Motorräder oder Roller nur selten. Das ist schade, denn die Vorteile der Zweiräder sind zahlreich. Nicht nur, dass man im dichten Stadtverkehr einiges an Zeit und Benzin spart, Mopeds und Motorräder dürfen oft sogar mit auf die kleinen Fastcraft-Fähren und man ist nicht auf die großen RoRos (roll on – roll off) angewiesen.

Typisches Bild im philippinischen Straßenverkehr

Typisches Bild im philippinischen Straßenverkehr

Wer länger auf den Philippinen bleiben will, könnte sich daher überlegen, ein motorisiertes Zweirad zu kaufen. Gebraucht gibt es gut erhaltene Gefährte ab 25.000 Peso und mit ein bisschen Glück kann man sie ohne größeren Wertverlust zu eben diesem Preis auch wieder verkaufen (z.B. hier). Egal ob Auto oder Motorrad – entscheidet man sich für die Kaufvariante, dann sollte man unbedingt darauf achten, dass das Fahrzeug bereits registriert ist und die Versicherung für den gewünschten Zeitraum gültig ist.

Die Nummernschildpflicht wird auf den Philippinen inzwischen weitgehend durchgesetzt und ist das Fahrzeug bereits registriert und versichert, so kann man die Papiere einfach vom Vorbesitzer übernehmen, ohne im LTO (Land Transportation Office) vorstellig zu werden. Hat man ein passendes Vehikel gefunden, muss man mit dem Verkäufer zu einem Anwalt gehen, der den Besitzerwechsel bestätigt. Der Kaufvertrag gehört zu den Fahrzeugpapieren und muss stets mitgeführt werden.

"Helmpflicht auf philippinisch"

„Helmpflicht auf philippinisch“

Der Führerschein

Um im Land der 7107 Inseln ein Motorfahrzeug fahren zu dürfen, sollte man unbedingt eine gültige Fahrerlaubnis besitzen. Ausländische Führerscheine sind immerhin 90 Tage lang gültig. Wer darüber hinaus mobil sein will, der muss sich einen philippinischen Führerschein besorgen. Am unproblematischsten ist es, einen internationalen Führerschein mitzubringen. Dieser gilt zwar auch nur 90 Tage, sollte aber theoretisch direkt in einen philippinischen Führerschein umgewandelt werden können.

Hat man keinen internationalen Führerschein, kann man eine philippinische Fahrerlaubnis vom LTO erhalten, wenn man eine Übersetzung des heimatlichen Führerscheins beim zuständigen Konsulat besorgt. Will man die philippinische Fahrerlaubnis gar durch eine Prüfung erwerben, muss man ein mindestens halbjährigen Visum vorweisen und dann eine theoretische und eine praktische Prüfung ablegen, wobei es bei der Examinierung aber oftmals nicht allzu genau genommen wird.

Die Verkehrsregeln

Ja, auch wenn es auf den ersten Blick nicht so wirkt, selbst auf den Philippinen gibt es ein Verkehrsregelwerk. Rechts vor Links, Anschnallpflicht, Alkoholverbot. Theoretisch sind die Vorschriften den europäischen Standards ähnlich, die Umsetzung jedoch ist durchaus verschieden. Wichtig ist, dass man die ungeschriebene Vorderachsenvorfahrtsregel beachtet. Das heißt, wer es schafft, seine Vorderachse weiter vorne zu positionieren, hat Vorfahrt. Das gilt für groß wie klein. Man muss also stets damit rechnen, dass der neben einem Fahrende, nur weil er einem um eine Nasenlänge voraus ist, ohne Warnung auf die benachbarte Spur rüberzieht oder dass der aus einer Seitenstraße Kommende einen ganz selbstverständlich zu einer Vollbremsung veranlasst. Ganz legitim!

Beide hatten schließlich die Vorderachse vorne. Das Ganze funktioniert trotzdem – der Verkehrsstrom erinnert ein wenig an einen Fischschwarm, man muss einfach lernen, zu schwimmen. Das es verhältnismäßig wenig Tote gibt, liegt wohl auch daran, dass alles recht langsam vonstatten geht. Innerorts beträgt die Höchstgeschwindigkeit für Autos und Motorräder 30-40 km/h und außerorts 80 km/h. Wird man durch ein Schild darauf hingewiesen, die Geschwindigkeit zu reduzieren („SLOW DOWN!“, „REDUCE SPEED“), sollte man das unbedingt tun, denn man muss durchaus damit rechnen, dass wenige Meter nach dem Schild schlimmste Straßenschäden folgen. Die Philippinen bilden einen schroffen Gegensatz zum europäischen Schilderwald – man könnte durchaus von einer Schilderwüste sprechen, selbst die Vorfahrt ist kaum geregelt.

Die Polizei regelt den Philippinischen Stadtverkehr

Die Polizei regelt den Philippinischen Stadtverkehr

Verkehrskontrollen

Kontrollen an sogenannten Checkpoints sind recht häufig. Vor allem Motorräder werden mit Vorliebe kontrolliert (Helmpflicht für den Fahrer und festes Schuhwerk!). Findet der Ordnungshüter etwas zum Beanstanden, so kann man versuchen, mit einer Direktzahlung an den Uniformierten das offizielle Bußgeld abzuwenden (500-1000 Pesos). Gelingt es einem nicht, so wird der Führerschein entzogen und kann beim LTO nach Entrichtung des Bußgeldes wieder abgeholt werden.

Gute Erfahrungen wurden damit gemacht, den Wachtmeister durch ein selbstbewusstes Auftreten zu beeindrucken oder konsequentes Nichtverstehen des Englischen zu imitieren. Außer den Checkpointpolizisten sind auch die blaugekleideten Verkehrspolizisten berechtigt, Bußgelder zu verhängen. Oftmals stehen diese auf Ampelkreuzungen und regeln dort in trauter Zusammenarbeit mit den neumodischen Lichtsignalen den Verkehr. Doppelt hält besser.

Gute Fahrt!

Autor: Heiner A. Koch

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