oder: Jetzt fahrn wir über’n See über’n See…
Wer denkt, dass man in einem Inselstaat von Insel A nach Insel B nur mit dem Flugzeug fliegen kann, weil ja zwischen den Inseln größere Mengen Wasser umherschwappen, der täuscht sich. Wesentlich umweltfreundlicher und billiger sind die wohl ältesten philippinischen Verkehrsmittel: Boote und Schiffe.
Wenn ein Volk sich über längere Zeit mit dem feuchten Element so intensiv auseinandersetzen musste, wie die Philippinos, dann lernt es, sich an das salzige Nass anzupassen. Der südphilippinische Stamm der Bajau (oder auch Badjao) hat in den Jahrhunderten sogar gelernt, unter Wasser auch ohne Taucherbrille zu sehen. Dennoch – Schwimmhäute sind ihnen bis heute noch nicht gewachsen. Die Perfektion aber, mit denen sie ihre Boot navigieren, kann man sich leicht vorstellen. Gebaut werden die Boote seit Jahrtausenden mit zwei seitlichen Auslegern. Diese erlauben den eigentlichen Rumpf extrem schmal zu konstruieren und dennoch auch bei starkem Wellengang stabil im Wasser zu liegen. Der Vorteil der schmalen Rümpfe ist offensichtlich: Die Boote sausen dank ihrer beiden Flügel über das Wasser – fast als würden sie fliegen.
Island Hopping
Kleinere Auslegerkanus zum selbst ausprobieren werden manchmal für Touristen angeboten. Etliche dieser Paddelboote stehen an den Stränden. Wenn man die freundlichen Jungs in abgelegenen Fischerdörfern nett fragt, überlassen auch diese einem ihre Kähne gerne für ein paar kleinere Scheine. Größere Auslegerboote werden vor allem zur professionellen Fischerei und für Rundfahrten genutzt. Will man ein solches besteigen, bucht man am besten ein Island-Hopping – das heißt eine Inselrundfahrt, bei der einem versteckte Strände und Buchten gezeigt werden. Das Island-Hopping ist auf den Philippinen weit verbreitet. Die Preise schwanken jedoch stark – je nach Region kann das pro Person 150 Pesos für zwei Stunden kosten, an touristischeren Orten aber auch schon mal 1000 Peso.
Fastcraft
Außer zur Fischerei und zum Island-Hopping dienen die Auslegerboote auch als reguläres Verkehrsmittel. Auslegerfähren werden ob ihrer Geschwindigkeit oft Fastcraft genannt. Sie fassen ca. 100 Passagiere und bedienen frequentierte Strecken, verbinden Nachbarinseln und lassen die Philippinen damit erst zu einem Land zusammenwachsen. Diese Omnibusse des Meeres sind sehr preiswert und oft dürfen sogar Fahr- oder Motorräder mit an Bord. Wo welche Fähre wohin abfährt, ist allerdings weniger leicht herauszufinden. Wo der gesuchte Steg ist, dass wissen die Einheimischen oder Taxifahrer. Abgelegt wird erst, wenn das Boot voll ist, allzu lange warten muss man aber meist nicht. Das Ticket wird in einem separaten Kassenhäuschen erstanden, zusätzlich wird oft noch eine geringe Port-Fee fällig. Gefahren wird auch bei Wind und Wetter, nur bei ernstzunehmenden Taifunen wird der Betrieb eingestellt.
Fähren
Während die Fastcrafts vorrangig für den Personenverkehr konzipiert sind, werden größere Güter von den Roros transportiert. Roro bedeutet Roll on roll off, was heißt, dass nicht nur Autos, sondern alle transportablen Güter transportiert werden können. Der Nachteil der Roros ist, dass sie nicht nur deutlich langsamer sind, sondern auch, dass man – will man sein eigenes Auto mitnehmen – mindestens zwei Stunden vor Abfahrt im Hafen sein muss. Ausdrücklich empfehlenswert aber sind die Roro’s für längere Distanzen. Vieles spricht für diese Form des Reisens. Zum einen haben Boote eine günstige Ökobilanz (nur 3% der CO2 Emissionen von Flugzeugen!). Zum anderen ist jede Bootsreise ein philippinisches Reiseabenteuer, wie es authentischer kaum sein könnte.
Besonders beliebt sind Nachtfahrten. Wer möchte, kann es sich abends auf dem schwankenden Oberdeck unterm Sternenhimmel gemütlich machen und einschlummern. Der milde Meereswind lässt ein die tropische Hitze des Tages vergessen und morgens, beim ersten Sonnenlicht, kann man beobachten, wie sich die gewünschte Insel langsam nähert. Auch finanziell lohnt sich eine solche Bootsreise: Die Tarife liegen deutlich unter denen von Flugreisen und im Falle einer Nachtfahrt spart man sogar das Hotel. Hier spielt natürlich die Form der Unterbringung eine Rolle, auch klimatisierte-Räume werden angeboten – meist sogar eine Suite.
Man sollte aber dennoch kein Aida- Kreuzfahrtniveau erwarten. Verpflegung sollte man sich mitbringen, an Bord gibt es nur das Nötigste – heißes Wasser, Nudelsuppe und Kartoffelchips. Nur wenige Boote schenken Alkohol aus und die einzigen Unterhaltungsangebote sind ein paar Fernseher mit schlechtem Empfang. Schläft man in der Economy Class, können etwas zu lesen und Antischnarch-Ohrstöpsel nicht schaden. Von den Visayas aus sind beinah alle Ziele in den Philippinen mit dem Schiff zu erreichen, allerdings kann die Reisezeit – je nach Distanz – durchaus eine Nacht deutlich überschreiten. Das Ticket erhält man an den Schaltern der großen Schiffskompanien direkt im Hafen. Frühbuchen ist meist nicht nötig, rechtzeitiges Erscheinen vor Abfahrt jedoch zwingend notwendig (als Passagier ohne Auto mind. 30 Minuten vor Abfahrt), denn aus unerfindlichen Gründen legen die Boote oft pünktlich und manchmal sogar etwas verfrüht ab.
Sicherheit
Auch die philippinischen Boote sind nicht unsinkbar und wo viel navigiert wird, da passieren mehr Schiffsunfälle als in Binnenländern. Kollisionen, Bombenanschläge und Taifune – all das gab es schon. Doch selbst im Katastrophenjahr 2008 erreichte die Zahl der Ertrunken bei weitem nicht die Zahl der Verkehrstoten in Deutschland. Ausreichend Rettungswesten sind Vorschrift und auf größeren Schiffen gibt es eine größere Zahl von Rettungsbooten. Dennoch – wer sich selbst nicht als Seeratte bezeichnen würde, sollte vor der Reise einen zuverlässigen Wetterbericht konsultieren, schon um hohen Wellengang und Seekrankheit vorzubeugen.
Mehr zu dem Thema, und vor allem wie man die richtige Verbindung von A nach B finden kann, gibt es in diesem Artikel.
Übrigens: auch auf unseren Touren darf eine Fahrt mit einer philippinischen Bangka natürlich nicht fehlen! Wir arbeiten meist mit zuverlässigen philippinischen Fischersleuten zusammen, die „ihr Revier“ besser als die eigene Westentasche kennen und auch schon mal den frisch gefangenen Fisch im Zuge eines kleinen Grillfestes am Strand zubereiten – ein echtes Erlebnis:D.
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