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Reisanbau ist harte ArbeitDie Filipinos sind bekannt dafür, Weltmeister im Reisessen zu sein. Der Verbrauch pro Kopf soll angeblich bei 200-300 g Reis am Tag liegen; kein Wunder, dass sich daher auch die philippinische Wirtschaft massiv um dieses beliebte Getreide dreht. Die große weltweite Krise auf dem Reismarkt im Jahre 2008 hat das Augenmerk auch auf die Philippinen und ihre vielfältigen und komplexen Beziehungen zum „weißen Gold“ gerichtet:

Nach der Dokumentation „Krieg um den Reis“ wurde die Bedeutung der philippinischen Regierung auf dem Reismarkt in drastischer Weise klar, da diese als der weltweit größte Importeur auftritt und damit großen Einfluss auf die einschlägigen Entwicklungen nimmt. Während der letzten fünf Jahrzehnte hat sich die philippinische Bevölkerung vervierfacht, und die mittlerweile über 90 Millionen Filipinas und Filipinos wollen mit ihrer Lieblingsspeise versorgt werden.

„Krieg um den Reis”: Ein Film von Jean Crepu & Jean-Pierre Boris

Da sich die Politiker darüber bewusst sind, dass Revolutionen drohen, wenn der Reisbedarf der oftmals armen Bevölkerung nicht gedeckt ist, importierten sie 2008 große Mengen an Reis. Dies sorgte dafür, dass die Reiskrise weltweit noch verschärft wurde, da es vielerorts keine Reserven mehr gab. Eine wichtige Rolle bei der weltweiten Preisexplosion für den Reis spielten übrigens auch vor allem die thailändischen Exporteure, weitere Zwischen- und Unterhändler, Importeure, Belieferer, Trader etc. pp. – die ganze Reiskette eben, die in irgendeiner Form Profit aus dieser Reiskrise schlagen konnte. Die philippinische Regierung jedenfalls kaufte tonnenweise Reis ein, und das zu Preisen von teilweise über 1000$ pro Tonne, was über dem Vierfachen des üblichen Niveaus lag.

Große Provisionen für philippinische Reishändler
Der Grund dafür wiederum war u.a. der, dass philippinische Unterhändler große Provisionen einstrichen: bei jeder verkauften Tonne konnten so bis zu 100$ und damit insgesamt dutzende Millionen Dollar mehr verdient werden. Die engen Verstrickungen zwischen der philippinischen Regierung und der Wirtschaft sind ja nicht nur national ein offenes Geheimnis (Stichwort „Korruption“). Die Strippenzieher bei diesem Reispoker mit weltweiten Folgen waren damals der Ehemann von Ex-Präsidentin Arroyo und der philippinische Landwirtschaftsminister.

Reisanbau ist harte Arbeit
Die Philippinen produzieren hochwertigen Reis, der jedoch nicht den Eigenbedarf decken kann; viele Tonnen müssen daher importiert werden – u.a. aus Thailand und Vietnam.

Das Reisinstitut IRRI in Los Banos
Doch an dieser Stelle soll nicht weiter der Faden der Korruption gesponnen werden, sondern auch das Institut IRRI Erwähnung finden: das prominente „International Rice Research Institute“ leistet vorbildliche Arbeit bei der wissenschaftlichen Erforschung von Reis verschiedenster Art. Es begreift sich als unabhängiges und nicht profitorientiertes Institut und befindet sich in Los Banos. Hauptziele dieser Organisation sind u.a.

– die Bekämpfung der Armut durch bessere und diversifizierte Systeme, die auf Reis basieren
– nachhaltiger Reisanbau, der keinen negativen Einfluss auf die unmittelbare Umwelt nimmt
– generelle Verbesserung der Ernährung und Gesundheit von armen Reiskonsumenten und Reisbauern
– Entwicklung besserer Reis-Technologien und neuartiger Reispflanzen, die noch ertragreicher sind

Doch generell sollte der immense Reiskonsum auch in Frage gestellt werden. Ist es wirklich sinnvoll, so viel auf die Reiswirtschaft zu setzen? Keine Frage, Reis ist als Nahrungsmittel nicht nur auf den Philippinen essentiell und kaum wegzudenken. Doch es sollte nicht vergessen werden, dass es noch Alternativen zum Reis gibt.

Man könnte den Eindruck haben, dass ganz bewusst Menschen vom diesem Getreide abhängig gemacht werden, damit die Interessen von den großen Reis-Tycoons noch stärker gewahrt werden. Es ist ein großer Mythos, dass Filipinos unbedingt Reis essen müssen, um überleben zu können. Es gäbe u.a. Mais(mehl), Kartoffeln und weitere Nahrungsmittel, die geeignet wären, für mehr Abwechslung nicht nur auf dem philippinischen Speiseplan zu sorgen.