Seite wählen

Vor mir liegt er, ein Reiseführer über die Philippinen. Ich schlage ihn auf und bin erstarrt von dieser Schönheit der Inseln. Ich tauche ein, in eine bunte Welt. Traumhaft schöne Strände, geziert von Palmen und weißem Sand. Eine saftgrüne Natur zieht sich durch die Seiten. Unter den Bildern steht: Philippinen. Ein Land, welches sich auszeichnet durch seine bunte Vielfalt, in der Kultur, in der Landschaft, in der Unterwasserwelt.

Betritt man das schöne Reich der 7107 Inseln, so ist man umgeben von türkis-blauem Wasser…doch was steckt hinter diesem Paradies? Wie leben die Menschen in dem Gebiet, welches auf Platz 2 des Weltrisiko-Index steht? Wie sieht die Kultur in dem stark christlich geprägten Land aus? Wie wurden die Inseln von der spanischen und amerikanischen Kolonialherrschaft beeinflusst? Diese Fragen werde ich während meiner achtmonatigen Reise auf den Philippinen versuchen zu beantworten.

Luisa ist seit August 2015 auf den philippinischen Inseln unterwegs und wird hier von ihren Erlebnissen berichten.

Luisa ist seit August 2015 auf den philippinischen Inseln unterwegs und wird hier von ihren Erlebnissen berichten.

Mein Name ist Luisa. Ich bin 18 Jahre alt und komme aus dem schönen Bayern. Seit diesem Jahr habe ich voller Stolz mein Abitur in der Tasche. Jetzt stellt sich nun die Frage, was ich als nächstes in meinem Leben vorhabe. Eines war mir schon immer klar, bevor ich ein Studium beginne, will ich zuerst mehr von der Welt sehen und diese ein Stück besser kennen lernen.

Dabei meine ich nicht unsere bekannte westliche Welt sondern etwas anderes. Somit begannen meine Recherchen, bis ich schließlich auf die Internet Seite „Weltwärts“ gestoßen bin. Was ich dort gefunden hatte, ließ mein Herz sofort höher schlagen. Zahlreiche Organisationen, die jungen Menschen im Alter von 18 bis 28 Jahren die Möglichkeit geben, in vielen verschiedenen Ländern einen Freiwilligendienst in der Entwicklungszusammenarbeit zu absolvieren.

Auf einer kleinen Weltkarte klickte man das gewünschte Zielland an, und schon wurden alle Entsendeorganisationen vorgestellt. Bei so viel Auswahl fiel einem die Entscheidung nicht leicht, welches Land und welches Projekt zu einem passen könnten. Am meisten interessierte mich jedoch der asiatische Raum. Somit entschloss ich mich für die Philippinen und habe mich bei der „Karl Kübel Stiftung für Kind und Familie“ (Kurz: KKS) beworben. Gesagt, getan. Doch so leicht verlief es nicht. Die Bewerbung bestand aus einem Lebenslauf, man musste viele Formulare ausfüllen, ein Motivationsschreiben verfassen und zu guter Letzt einen zwei- bis dreiseitigen Bericht über ein entwicklungspolitisches Thema schreiben.

Hinzu kommt, dass alles auf Englisch verfasst werden sollte. Nachdem ich mich durch den ganzen Papierkram gequält hatte, wartete ich voller Spannung auf die Rückmeldung der KKS. Als ich dann auch das Auswahlseminar erfolgreich beendet hatte, stand für mich fest: Ich werde acht Monate lang auf den Philippinen arbeiten und leben. Die Aufregung wurde immer größer und die Vorfreude stieg. Trotzdem wusste ich immer noch nicht genau, was es eigentlich bedeutet als Freiwilliger in ein fremdes Land zu gehen. Ich stellte mir die Fragen, was auf mich zukommen wird, welche Aufgaben ich erfüllen muss.

Beim ersten Vorbereitungsseminar kamen dann endlich die ersehnten Antworten. Das Projekt „Dumlog“, in dem ich leben und arbeiten werde, liegt in dem Ort Talisay. Dieses ist Teil der Organisation JPIC was für Justice, Peace, Integrity of Creation steht. Mein zukünftiges Zuhause liegt 20 Kilometer von der Großstadt Cebu City entfernt und gehört zu der mittleren Inselgruppe des Landes, den Visayas.

Fort San Pedro, Cebu

Eingang des „Fort San Pedro“, der ältesten spanischen Siedlung auf den Philippinen, in der Nähe des Hafens von Cebu City.

Auf den Philippinen gibt es viele Familien und Menschen, die „Scavengers“ genannt werden. Diesen Namen erhielten sie, da sie sich ein Leben auf den Müllbergen am Rande der Großstädte, wie Manila oder Cebu City, aufgebaut haben. Dort fanden sie in ihrer verzweifelten Lage einen eher schlecht bezahlten Job und teilweise auch eine Unterkunft. Es ist kaum vorstellbar, dass es möglich ist, seine gesamte Zeit auf einem großen Berg voller Schrott zu verbringen.

Mit so einem Leben sind natürlich auch viele Gefahren verbunden. Nicht nur die Tigermücke, die dort ihr Unwesen treibt und mit ihrem Dengue-Virus ein großes Risiko für die Menschen darstellt. Der Gestank, das schlechte Wasser, die mangelnde Ernährung sorgen ebenfalls dafür, dass die Umstände der Filipinos verschlechtert werden. Doch eine Chance haben die Menschen auf den Müllbergen kaum. Sie haben keine Ausbildung und somit keinerlei Möglichkeiten, einen Platz in der Berufswelt zu ergattern.

Um diesen Menschen aus ihren Situationen zu helfen, hat die Organisation JPIC das Projekt Dumlog gegründet. Dieses sorgte dafür, dass Doppelhaushälften in Talisay gebaut wurden. Den Scavengers wurden Teilkredite übergeben, damit sie sich in diesen Häusern ein neues Zuhause einrichten konnten. Außerdem wird dafür gesorgt, dass die Menschen eine Ausbildung machen können und mit einem kleinen Markt versuchen die Einwohner, Kapital zu erwirtschaften. Dadurch versucht man ihnen neue Perspektiven zu bieten, ihr Selbstwertgefühl zu stärken und Hilfe zu Selbsthilfe zu geben.

Hausbau in Cebu

Hausbau in Cebu

Meine Aufgaben als Freiwillige fallen vor allem in den Bereich der Kinder- und Jugendarbeit. Dabei muss ich zum einen Nachhilfe-Unterricht geben aber auch Nachmittagsveranstaltungen organisieren. Außerdem werde ich Computerkurse für die Familien geben. In der Dokumentationsarbeit, die ebenfalls vor mir steht, werde ich Filme drehen und Texte verfassen, die über den Erfolg des Projektes berichten. Ansonsten versuche ich mich überall einzubringen wo es möglich ist. In dem Vorbereitungsseminaren haben wir vor allem die Frage „Was ist die Rolle eines Freiwilligen“ besprochen. Das Wichtigste, das einem bewusst sein sollte, ist, dass man nicht als Superheld oder Lebensretter in ein Land geht und denkt den Menschen zu helfen.

Mit dieser Einstellung würde man wohl schon nach kurzer Zeit enttäuscht werden, da man merkt, dass man als einzelne Person ohne jegliche Ausbildung nicht viel erreichen kann. Stattdessen ist man viel mehr ein Unterstützer in den Bereichen, in denen man gebraucht wird. Man ist ein Beobachter, der versucht die neue Kultur und die Mentalität zu verstehen. Man versucht eine Brücke zwischen den zwei unterschiedlichen Ländern zu bauen. Diese soll den Prozess des voneinander Lernens vorantreiben. Schon am 12. August hebt ein Flugzeug in Frankfurt ab. Dann beginnt für mich ein neues Kapitel in meine Leben, das ich mit meiner Teampartnerin erleben werde.

Dieser Beitrag stammt von Luisa Hogrebe.