Seite wählen

„Rescue in the Philippines“

Am 12.10.18 wurde im NS-Dokumentationszentrum in München ein aus unserer Sicht historisch sehr wichtiger und interessanter Film gezeigt: „Rescue in the Philippines – Refuge from the Holocaust„. In diesem Dokumentations-Film wurde eindrucksvoll dargestellt, wie der damalige philippinische Präsident Manuel L. Quezon maßgeblich daran beteiligt war, dass ca. 1300 europäische Juden vor dem Holocaust gerettet wurden.

Dieser spannenden Geschichte wurde bisher nur relativ spärlich  Aufmerksamkeit geschenkt – sowohl in den klassischen Medien als auch in der Historikerzunft gibt es hier durchaus Nachholbedarf, und das Team von Philippinen Tours (darunter auch John, der ja selbst in München Geschichte und Philosophie studiert und seine Abschlussarbeit mit Bezug zur philippinischen Geschichte geschrieben hat) ist sehr froh, dass „Rescue in the Philippines“ neue Einblicke gewährt.

Zu den Protagonisten dieser Rettungsaktion gehören zum Einen die Frieder-Brüder (Alex, Philip, Herbert und Morris), welche aus Cincinnati stammend als Zigarrenhersteller in Manila unternehmerisch tätig waren, zum Anderen Paul McNutt, US High Commissioner und ehemaliger Gouverneur von Indiana, General Dwight D. Eisenhower und eben auch der charismatische Manuel L. Quezon, der erste Staatspräsident der Philippinen. Der Plan zur Rettung der Juden entstand dabei beim Pokerspielen und Zigarre-Rauchen in dieser illustren Runde.

Film-Trailer zu „Rescue in the Philippines“
Rescue in The Philippines Opening from Three Roads Communications on Vimeo.

Manuel L. Quezon, erster philippinischer Staatspräsident

Manuel L. Quezon

Diese aufschlussreiche Dokumentation ist ein zeitloses Beispiel für grenzenloses Helfen von Flüchtlingen – ein weltweit sehr aktuelles Thema. Der Schlüssel für jüdischen Flüchtlinge damals waren Visa, die unter McNutt als US High Commissioner und unter Zustimmung Quezons ausgestellt wurden. Der philippinische Präsident setzte sich dabei auch gegen Kritiker aus eigenen Reihen durch, welche unter den Juden „Kommunisten“ und „Intriganten“ wähnten – siehe hierzu auch die NY Times.

Die vor allem aus Deutschland und Österreich stammenden Juden traten nach Erhalt der Visa eine abenteuerliche Reise in die Tropen an. Es war schon schwierig genug, überhaupt die bürokratischen Hürden zu meistern, um ein Visum zu erhalten. Ähnlich wie es auch im weltberühmten Film „Schindlers Liste“ von Steven Spielberg der Fall war, mussten es die KandidatInnen auch überhaupt erst einmal auf die „Liste“ schaffen, welche über Wohl und Wehe entscheiden mochte.

Video: Vorstellung des Films im Malacanang-Palast in Manila

In unserem Gespräch mit Hinterbliebenen und selbst Zeitzeugen, welche zur deutschen Erstausstrahlung aus aller Welt (u.a. aus New York und Hawaii / USA sowie aus Israel) nach München gereist waren, stellte sich heraus, dass noch viele Fragen rund um diese Heldengeschichte offen stehen: Was ist mit den Menschen passiert, die es nicht auf die Liste geschafft haben? Wie sah der Überlebenskampf aus während der japanischen Besetzung? Und warum ist es immer noch so, dass Manuel Quezon und die Philippinen nicht als „Retter“ unter den „Righteous Among the Nations“ aufgeführt werden?

Kurz vor der deutschen Erstausstrahlung des Films „Rescue in the Philippines“ im NS-Dokumentationszentrum München am 12.10.18

Eines der Hauptziele von Dr. Barbara W. Sasser, die zusammen mit Peggy J. Ellis maßgeblich dazu beigetragen hat, dass das Projekt „Rescue in the Philippines“ filmisch umgesetzt wurde, ist:

We want the Philippines to get the recognition that they deserve, for offering refuge to jews fleeing Europe and in so doing saving their lives

Die Philippinen haben durchaus mehr Anerkennung dafür verdient, dass sie zu den wenigen Ländern gehörten, welche überhaupt jüdische Flüchtlinge aufgenommen und sie dadurch gerettet haben.

Der ehemalige Staatspräsident Quezon sagte einst:

It is my hope, and indeed my expectation, that the people of the Philippines will have in the future every reason to be glad that when the time of need came, their country was willing to extend a hand of welcome.

Nach der Filmpremiere wurden wir von Dr. Sasser gefragt, ob wir nicht als Botschafter für diesen Film auftreten möchten? Das ganze Team von Philippinen Tours und Kapwa Travel wird auf jeden Fall dafür sorgen, dass so viele Menschen wie möglich von dieser Heldengeschichte erfahren werden!

Ein ganz besonderer Dank geht an dieser Stelle auch an Clotilde Wimmer, welche sich stark dafür eingesetzt hat, dass dieser Film in München seine Premiere feiern konnte.

Podiumsdiskussion nach der Filmpremiere mit Moderatorin Mirjam Zadoff, Ralph Preiss, Mary Brings Farquhar, Gitta Wachs und Dr. Barbara Sasser v.l. Foto von Clotilde Wimmer

Mary Brings Farquhar, Barbara Sasser mit Schwester Carol Mills, Clotilde Wimmer

Weiterführende Links:

www.rescueinthephilippines.com“ – offizielle Website

Rescue in the Philippines – Refuge from the Holocaust [OV]*“ auf Amazon Prime

Philippines: A Jewish refuge from the Holocaust“ (inquirer.net)

Buch von Frank Ephraim: “Escape to Manila: From Nazi Tyranny to Japanese Terror”, worauf der Film ebenfalls basiert

Philippine Schin[d]lers List“ (Beyond Chron).