„Hahnenkampf? Tierquälerei! Grausam, verboten gehört das doch!“. Das ist wohl die gängigste Meinung, die man in Deutschland zu hören bekommt, geht es um den philippinischen Nationalsport Sabong (in Visayas meist: Bulang). Nur wenige vernünftige Gründe lassen sich für das Spektakel finden. Tatsächlich ist es recht unstrittig, dass der Hahnenkampf eine grausame Tierquälerei ist und ein unnötiges Wettspiel bei dem schon viele viele Hähne ihr Leben und beinah ebenso viele Menschen Haus und Hof verloren haben.
Aber dennoch, dem Grausamen wohnt eine gewisse Ästhetik inne. Anmutig stolze Charaktere deren Blut spritzt, spannende Dramatik, Emotionen und schreiende Zuschauer: All das kennen wir heute aus dem Fernsehen – Hollywoodfilme, Fußballweltmeisterschaften und Wer wird Millionär: Sie alle sind nur Nachfahren des Hahnenkampfes. Seit Jahrtausenden (!) kämpfen die Hähne bereits auf den Philippinen, länger vielleicht, als es diese Tradition schon in Europa gibt. Schon als der erste Europäer, Antonio Pigafetta, die Philippinen betrat, staunte er über die riesigen Kampfhähne, welche die Insulaner züchteten.
Das Spektakel ist heute ein Blick in vergangene Jahrhunderte und auf die archaischen Wurzeln unserer Zivilisationen und da gab es eben noch keine Tierschutzgesetze. Angemerkt sei auch, dass jede Kritik an dem Spektakel ihre Legitimität verliert, wenn der Pseudo-Tierschützer direkt nach seiner lautstarken Kritik zu Kentucky Fried Chicken geht und ein chlorgewaschenes Hühnchen aus schlimmster Qualhaltung verspeist. Gehalten nämlich werden die Kampfhähne nicht schlecht. Überall auf den Philippinen sieht man die Kampfhahnzüchter. Kleine Hütten bieten den Tieren Schutz vor dem tropischen Regen, jeder Hahn hat ein paar Quadradmeter Auslauf und damit sicherlich mehr Platz als einem deutschen Biohühnchen zusteht.
Das Wettgeschäft – nichts für schwache Nerven
Ein guter Hahn gilt hier als echte Wertanlage und entsprechend gepflegt wird der Gockel. Und um Geld dreht sich dann auch beim Hahnenkampf alles. Dieser findet in verschieden großen Arenen („Gallera“) statt. An Sonn- oder Feiertagen füllen sich diese dann vormittags mit hunderten von Männern aller Altersklassen. Frauen ist in manchen Galleras sogar der Zutritt verboten, aber auch auch in Unisex Galleras verirren sich nur wenige Damen.
Meist wird ein geringer Eintritts-Fee (20 bis 50 Peso) verlangt, kommt man rechtzeitig vor Beginn der Kämpfe, hat man gute Chancen auf einen Platz, von dem aus man die Arena gut im Blick hat. Bevor das Gemetzel dann los geht, fangen alle Männer an, durcheinander an zu schreien und zu winken. Wettangebote werden ausgerufen und akzeptiert. Geknüllte Geldscheine fliegen durch die Gegend und für einen normalen Europäer ist und wird es immer völlig unverständlich bleiben, wie dieses Chaos funktioniert. Will man selber wetten, wendet man sich am besten an einen Einheimischen, der für einen selbst in den Chor der Schreienden einstimmt und die Wetten abschließt. Hat man Glück, werden einem vertrauenswürdige Einheimische am Einlass vermittelt, ansonsten gilt es eben, immer schön selbst mitzurechnen.
Der Mindesteinsatz ist meist recht hoch. Ungefähr 400 Pesos (8 Euro) muss man riskieren, um im Fall eines Gewinnes 700 Peso zurückzuerhalten. Selbst für arme Philippinos sind das aber Kinkerlitzchen. Hunderte Tausender wechseln die Besitzer, gelegentlich auch Autoschlüssel oder goldene Armbanduhren. Der Kampf selbst ist meist schnell vorüber. Rasierklingenscharfe Messer an den Füßen der Hähne bringen die Entscheidung meist innerhalb der ersten Minute. Wie bei allen Wettspielen weltweit sollte man eine gewisse Vorsicht walten lassen. Wettschulden sind Ehrenschulden und man sollte für seine Verluste auf jeden Fall einstehen.
Wer keine Skrupel hat und sich das Spektakel anschauen will, der fragt einfach den Taxifahrer nach der nächsten größeren Gallera. Die Hahnenkämpfe finden vor allem am Wochenende und Feiertags statt. Mehr zum philippinischen Hahnenkampf findet der geneigte Leser auch in diesem Beitrag.
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