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Zwischen dichten Wäldern und weißen Sandstränden koexistieren moderner Fortschritt und traditionelle Urvölker
Die philippinische Provinz Aurora ist bekannt als Surferparadies mit weißen Traumstränden. Forschungseinrichtungen betreiben hier Aquakultur, und aus Kokosnüssen stellen kleine Betriebe Polster für Autos und viele weitere Produkte her. Auf der anderen Seite leben in Aurora traditionelle Ureinwohner im Einklang mit der Natur und pflegen ihre uralten Bräuche. Ein beeindruckender Kontrast, der die Provinz Aurora zu einem ganz besonderen Ort auf den Philippinen macht.
Das ist die Provinz Aurora
Aurora befindet sich im Osten der Region Central Luzon an der Küste der Philippinensee. Auch die Halbinsel San Ildefonso, das Zuhause des Stammes Agta, gehört zur Provinz Aurora. In westlicher Richtung wird Aurora begrenzt von dem Gebirge Sierra Madre, mit 350 Kilometern das längste Gebirge der Philippinen.
Die Filipinos sagen, der Name „Aurora“ sei ganz besonders passend für die östliche Provinz, denn er bedeutet Licht – und genau hier, ganz im Osten, berührt die Sonne die Philippinische Hauptinsel Luzon zuerst, wenn sie morgens aufgeht.
Stand 2015, bewohnen etwa 214.000 Menschen die Provinz Aurora. Davon leben etwa 40.000 in der Hauptstadt Baler. Die kleine Provinzhauptstadt hat weltweite Berühmtheit erlangt, als hier eine Szene des Hollywoodfilms „Apocalypse Now“ gedreht worden ist. Das war auch der Zeitpunkt, ab dem die Philippinen für die Surferszene relevant wurden, und Baler ist bis heute einer der wichtigsten Orte für Surfer.
Die wohl wichtigste Sehenswürdigkeit in Baler ist die über 400 Jahre alte christliche Kirche, die nach vielen Zerstörungen im Jahr 1939 von Grund auf saniert wurde und heute unter Denkmalschutz steht. Die Mehrheit der Filipinos sind Christen, denn einst waren die Philippinen eine Kolonie Spaniens, und spanische Missionare hatten den christlichen Glauben auf die Philippinen gebracht.
Aurora war besonders betroffen von einer intensiven Belagerung der Spanier, gegen welche sich die Einheimischen während der sogenannten philippinischen Revolution auch teilweise intensiv und blutig gewehrt hatten. Heute verbindet Aurora und Spanien eine aufrichtige Freundschaft, die auch in einem jährlichen großen Fest gefeiert wird.
Aurora als Urlaubsort
Als die erwähnte berühmte Filmszene, die Surfer im Meer zeigt, in den 1970er Jahren gedreht worden ist, befanden sich die Philippinen gerade unter amerikanischer Besatzung. Die Soldaten aus Kalifornien, welche den Surfsport gut von zuhause kannten, hatten ihre Surfbretter mitgebracht und ihre Leidenschaft an ihrem Einsatzort ausgelebt – und steckten die Einheimischen mit ihrer Begeisterung gleich an! Die Filmschauspieler aus „Apocalypse Now“ sollen sogar angeblich ihre Surfbretter einfach in Baler liegen gelassen haben, zur freien Verfügung für die Filipinos.
Heute gehört Aurora, und eben ganz besonders Baler, zu den beliebtesten Surfplätzen der Philippinen. Es kommen immer mehr Surfer aus dem In- und Ausland und auch der Tourismus hat sich dieser Entwicklung angepasst. So entstehen seit einigen Jahren immer mehr moderne Hotels in Strandnähe.
Doch nicht nur Surfer kommen in Aurora voll auf ihre Kosten, sondern auch Taucher und Schnorchler. Hier gibt es wunderschöne, intakte, bunte Korallenriffe mit beeindruckenden Riesenmuscheln, leuchtenden Meeresschnecken, Clownfischen und vielen weiteren Meeresgeschöpfen.
Andere Regionen Auroras sind hingegen touristisch kaum erschlossen und dementsprechend geradezu „unberührt“, zum Beispiel um die kleine Stadt Casiguran, die zugleich die zweitgrößte Stadt der Provinz ist, herum. Nur die einheimischen Einwohner kennen die weißen, paradiesischen Sandstrände hier.
Die Landschaften Auroras
Die Landschaft Auroras ist sehr stark geprägt von Bergen – schließlich befindet sich in der Provinz das Gebirge Sierra Madre – und vom philippinischen Urwald, der weite Teile des Gebirges bewächst. Etwa 70 % der Fläche Auroras besteht aus dichtem Wald, und natürlich ist die tierische und pflanzliche Artenvielfalt beeindruckend. Im Urwald Auroras leben faszinierende Tiere wie das philippinische Reh, der Nashornvogel oder das philippinische Makaki. In den Gewässern der Wälder leben Schlammspringer, Mangrovenkrabben und unzählige andere Wassertiere.
Allerdings sind große Teile des Regenwalds in Aurora auch vollkommen unerforscht. Sehr wahrscheinlich gibt es dort auch noch Tiere und Pflanzen, welche noch kein menschliches Auge gesehen hat.
Viele hohe Wasserfälle mit kristallklarem Wasser schmücken die Wälder Auroras, wie zum Beispiel die Ditumabo Mother Falls, der wohl berühmteste Wasserfall der Provinz.
Neben den dichten Urwaldlandschaften, prägen aber auch Sandstrände sowie landwirtschaftlich genutzte Flächen die Provinz Aurora. Die Landwirte Auroras bauen unter anderem Kaffee, Erdnüsse, Möhren, Kartoffeln, Mais sowie viel Reis an. Der Reisanbau ist wasserintensiv, doch die kreativen Landwirte haben sich speziell dafür ausgeklügelte Bewässerungssysteme ausgedacht. Auf diese Weise ist der Reisanbau so erfolgreich, dass eine Ernte sogar zwei Mal im Jahr möglich ist.
Auch profitieren die Menschen in Aurora von einem reichen Angebot an Früchten, wie Papaya, Avocado, Drachenfrucht, Ananas und Bananen. Die in Aurora wachsenden Kokosnüsse sind ganz besonders groß, durchschnittlich deutlich größer als in den anderen Regionen der Philippinen, und spielen sowohl für die Ernährung, als auch für die Wirtschaft Auroras eine wichtige Rolle.
Aurora als Ort der Fortschrittlichkeit und Wirtschaftlichkeit
Die „Philippines Atmospheric Geophysical and Astronomical Services Administration“, kurz genannt auch „PAGASA“ (das philippinische Wort für Hoffnung) unterhält in Aurora eine von zwei fortschrittlichen Wetterradarstationen, welche das Wetter für das gesamte Land beobachtet, die Wolkenbewegungen und die Ozeantemperaturen misst und Unwetterwarnungen für die gesamten Philippinen herausgibt.
Außerdem hat man in Aurora erkannt, dass der Fischfang aus den Ozeanen nicht nur wichtig ist – schließlich versorgt er die Bevölkerung mit dem gesunden und wertvollen Lebensmittel Fisch – sondern auch große Probleme mit sich bringt. Das Meer rund um die Philippinen wird immer weiter leergefischt, viele Fischarten sind vom Aussterben bedroht. Deshalb läuft in Aurora nun ein von der Regierung finanziertes Forschungsprojekt zur Fischzucht speziell zu Ernährungszwecken, auch genannt Aquakultur. Viele Meeresgebiete hingegen sind unter Naturschutz gestellt worden.
Zahlreiche Bewohner Auroras produzieren verschiedene Güter aus Naturmaterialien; nicht in großen Industriefabriken, sondern eher in kleinen Betrieben oder gar zuhause „auf eigene Faust“. Das Flechten von Körben oder Möbelstücken gehört dazu, ebenso wie die Verarbeitung von Kokosnüssen auf viele verschiedene Weisen. So produzieren die Auroraner aus der Kokosnuss unter anderem Polster für Autos (die dann in der deutschen Automobilindustrie verwendet werden), Seile, Blumentöpfe oder Netze.
Ganz einzigartig in Aurora sind die Sabutanblätter, die sonst nirgendwo wachsen. Die Einheimischen machen daraus in traditioneller Handarbeit – darauf legen sie besonders viel Wert, um die alten Traditionen weiterleben zu lassen – schöne Hüte, die gerade bei Touristen als Mitbringsel aus Aurora beliebt sind.
Zudem hat Aurora eine lebhafte Kulturszene mit viel bildender Kunst, traditioneller Musik und modernen Chören sowie Theater, und auch ein Triathlon findet in Aurora statt und zieht sportliche Teilnehmer aus allen Teilen des Landes an. Immer mehr Mountainbiker erkunden die Sierra Madre Berge auf dem Zweirad.
Die Ureinwohner Auroras
Einige eingeborene Stämme, die unabhängig von modernen Zivilisationen im Einklang mit der Natur leben, bewohnen die Regionen Auroras, so der recht kleine Stamm der Dumagot, sowie der zahlenmäßig etwas größere,aber einst beinahe vollständig ausgerottete Ilongot Stamm, heute besser bekannt als Bugkalot. Er hat ungefähr 87.000 Mitglieder.
Die Dumagot-Dörfer befinden sich im Norden Auroras, nicht weit entfernt von Casiguran, allerdings leben diese Menschen auch zum Teil nomadisch und ziehen schon einmal weiter, wenn die Lebensbedingungen am alten Wohnort nicht mehr passen. Ihre Behausungen bestehen aus einfachen Naturmaterialien, zum Beispiel Ästen und Blättern.
Die Ilongot waren einst Kopfjäger, sie praktizierten dieses Ritual sogar bis in die 1970er Jahre, und es spielt in ihrer Kultur nach wie vor eine wichtige Rolle. Sie simulieren die Kopfjagd noch heute in inszenierten Kämpfen. In noch früheren Jahren war die Kopfjagd, also die Tötung eines Menschen und die Abtrennung seines Kopfes als Siegestrophäe, eine weit verbreitete Praktik bei ganz verschiedenen Naturvölkern in den verschiedensten Teilen der Welt. Auf der anderen Seite sind die Ilongot ein sehr musikalischer Stamm, der zu fast allen besonderen Anlässen seine speziellen Tänze hat und mit traditionellen Instrumenten sehr viel Musik macht.
Die modernen Elemente Auroras – die Forschung, die Wirtschaft, der Tourismus und einfach alles, was zum modernen Leben gehört – koexistieren friedlich neben den Urvölkern, die in ihren Siedlungen einfach in Ruhe „ihr Ding“ machen. Diese scheinbar kontrastierenden Lebensweisen harmonieren in Aurora miteinander und machen die Provinz zu dem außergewöhnlichen Ort, der sie ist!
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